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Haus in Innsbruck

ⓒ Melis + Melis | Architekturbüro

150 m² Wohnfläche  |  600 m² Grund  |  mittlerer Hang  |  Passivhaus  |  Holzbau  |  Wärmepumpe  |  2008

Ein Haus mit Aussicht

 

Ursprünglich stand hier das Haus der Großmutter aus den 30er-Jahren mit kleinen, niedrigen und sehr dunklen Räumen. Die Bauherren konnten sich nicht vorstellen dort einzuziehen. Das alte Häuschen wurde abgerissen, um Platz für einen modernen Neubau zu schaffen. Die Lage am Nordhang oberhalb von Innsbruck bietet ein atemberaubendes Panorama. Der Bauherr hat sich der Fliegerei verschrieben und hebt nicht nur beruflich, sondern auch in Gedanken gerne ab. Seine Vision war ein Haus mit einer Aussicht, wie der eines Piloten beim Landeanflug. 

 

Getrennt voneinander befragt

Wir trafen die Bauherren auf der Hausbaumesse in Innsbruck, wo wir an einen Infostand unsere Projekte präsentiert haben. Das Gespräch über das geplante Bauvorhaben war interessant und wir vereinbarten einen Termin. Uns gefielen die Ansätze und Interessen der flugbegeisterten Bauherren, die die Welt regelmäßig auch aus einer anderen Perspektive sehen. Es war Ihnen ein besonderes Anliegen, das Raumprogramm individuell zu definieren. Wir haben sie deshalb getrennt voneinander befragt, um die persönlichen Vorstellungen vom Bauen und Wohnen zu eruieren. Aus der separaten Befragung entstand ein Entwurf, der den gemeinsamen Wünschen des Paares entsprach. Primär sollte „die Hütte den Regen abhalten“ – selbstverständlich bietet das Haus einiges mehr an Wohnqualität.

Eine Doppelhaushälfte neu

An das Haus der Oma hatten die Eltern der Bauherrin in den 70er-Jahren angebaut. Nun wurde der Altbestand abgebrochen um diesmal am Elternhaus anzubauen. Im Zuge dessen wurde auch die Erschließung der beiden Häuser neu überlegt. Das gemeinsame Stiegenhaus zwischen den zwei Objekten sorgt – unter anderem wegen dem eingebauten Treppenlift – für mehr Komfort. Der Glasbau verbindet die beiden Doppelhaushälften und trennt sie zugleich optisch voneinander. Bemerkenswert ist, wie gut sich die zeitgenössische Architektur an die rationale Gliederung des 70er-Jahre-Baustils anpasst. Wie beim Elternhaus präsentiert sich die Nordseite eher geschlossen, während sich die Wohnräume nach Süden öffnen. 

Das Erdgeschoß rückt durch die Hanglage zum Teil in das Erdreich hinein. Die Garage wurde ebenerdig in das Haus integriert, um die Zufahrt zum Elternhaus freizuhalten. Bereits beim Eingangstor gibt es einen Hinweis auf die Leidenschaft des Hausherren: Die im Asphalt eingelassen Bodenleuchten weisen – wie auf der Landebahn am Flughafen – blinkend den Weg zur Garage. Diese wurde so dimensioniert, dass neben dem PKW auch ein Flieger abgestellt werden kann. Das private Propellerflugzeug aus den 50er-Jahren steht allerdings meistens abflugbereit am Flughafen. 

 

Ein Haus für Zwei

Den großen, offenen Wohnraum im Obergeschoß erreicht man entweder durch das gemeinsame Stiegenhaus oder intern über die Treppe aus der Garage. Helles Eichenparkett und eine ebenfalls helle Massivholzdecke heben sich harmonisch von den Wänden und den raumhohen Glasflächen zur überdachten Terrasse ab. Ein Niveauunterschied trennt Küche und Essplatz optisch vom 3,20 m hohen Wohnzimmer. Die Raumwirkung ist enorm: von der leicht erhöhten Küche überblickt man ganz Innsbruck. Vom Sofa aus ist das komplette Bergpanorama vom Patscherkofel über die Serles bis zum Ranggerköpfl zu sehen. 

Eine spektakulär verglaste Stiege führt ins ebenfalls offen gestaltete Dachgeschoss. Weil das Paar keine Kinder hat, wurde auf Türen weitgehend verzichtet. Schlafzimmer, Bad und Schrankraum bilden einen großen Raum, der nur durch halbhohe Wandscheiben unterteilt wird. Große Panoramascheiben ermöglichen eine fantastische Aussicht vom Bett aus und erschließen die private Dachterrasse.

Alles im Rahmen

Damit das beinahe würfelförmige Haus nicht zu massiv wirkt, hat es weit vorstehende Balkone und einen umlaufenden Dachvorsprung. Die markanten Auskragungen betonen die horizontalen Linien und nehmen dem Haus auf diese Weise optisch die Höhe. Zugleich dienen sie als konstruktiver Wetterschutz gegen Regen, Schnee und sommerliche Überhitzung. Die weiß verputzten Teile der Fassade bilden schönen Passepartouts für die leuchtenden Fensterbänder. Dieses Konzept wird im Innenraum weitergeführt. Küche, Schränke und Regale wurden optisch in Rahmen eingefasst und platzsparend in die Wände integriert. Auf diese Weise fällt die notwendige Staufläche kaum ins Auge.

Das Haus besticht nicht nur architektonisch durch Eleganz und Weitsicht, auch das Energiekonzept wurde wohl überlegt. Das Gebäude ist äußerst kompakt, mit großen Fensterflächen nach Süden und einer sehr gut gedämmten Außenhülle. Alles zusammen sorgt für viel Lebensqualität bei erfreulich niedrigen Betriebskosten. 

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